Eine Buchempfehlung: “Triffst du Buddha - töte ihn.”

 

Keine Angst - in diesem Buch gibt es keine Gewalt und es wird auch niemand abgeschlachtet. Der Titel hat eine andere Bedeutung, die im Laufe des Buches klar wird.

Andreas Altmann* hat einen Selbstversuch im Trainingscamp des inneren Friedens gemacht. Er ist alles andere als ein Esoteriker und landet durch Zufall in einem Meditationszentrum (Vipassana) in Indien, indem es sehr strenge Regeln gibt. Er befolgt alle Regeln, bis auf eine: das Verbot des Schreibens. Und dieses Buch ist ein Resultat dieser Zeit. 

Originalzitat der Neuen Presse auf dem Buchcover von Altmann:

“Wer nach diesem Buch nicht mit dem Meditieren anfängt, der tut es nie.” 

Ich habe das Buch schon vor vielen Jahren gelesen. Zu der Zeit hatte ich allerdings schon einige 10-tägige Vipassana-Meditationen hinter mir. 

Auch ich habe einmal geschummelt - anders als Andreas Altmann, aber unbeabsichtigt - ich habe am zweiten Tag ein kleines Blatt Papier und einen Stift in meinem Rucksack gefunden. Natürlich hätte ich es abgeben können - habe ich aber in dem Moment nicht getan. Dafür weiß ich jetzt umso besser, warum man normalerweise vorher alles abgeben muss. Ohne Zettel und Stift hätten sich viele meiner Gedanken einfach in Luft aufgelöst - so habe ich sie auf dem Papier groß und größer werden lassen. Es war mir auf jeden Fall eine Lehre und ich werde nie wieder schummeln - versprochen (an mich selbst).

10 Tage schweigen - bis Ende 2009 für mich unvorstellbar

Als mir meine beste Freundin vor vielen vielen Jahren zum ersten Mal von Vipassana erzählt hat, war ich begeistert und habe dann doch noch einige Jahre gebraucht, mich wirklich anzumelden. Ich habe gedacht, dass das Schweigen das Schlimmste für mich ist. Alle, die mich kennen wissen, dass ich sehr gern rede 😉. Aber glaub mir, das NICHT-REDEN ist echt das Wenigste. Alle fahren dahin und wissen, dass 10 Tage einfach nicht gesprochen wird. Und glaub mir, man hat echt andere “Sorgen” in den 10 Tagen. Aber ich will nicht zu viel erzählen, denn jeder Mensch muss die eigenen Erfahrungen mit Vipassana machen. Ich kann nur sagen, dass ich inzwischen schon 10x 10 Tage 10 Stunden pro Tag auf dem Kissen gesessen bin und mich das extrem weitergebracht in meinem Leben und im Umgang mit anderen

4 Uhr Aufstehen - 10 Stunden sitzen - 22 Uhr Bettruhe

Um 4 Uhr morgens wandert der Gong (oder besser die Person, die sich fürs Gongen gemeldet hat) durch die Gebäude und erinnert dich daran, dass es Zeit zum Aufstehen ist. Vor dem Frühstück wird dann schon zum ersten Mal meditiert.  Meditieren, Essen, Schlafen bestimmen den Tagesablauf und wechseln sich immer wieder ab im Laufe eines Tages. Ich kann mich an mein erstes Mal Vipassana erinnern: jedes Mal, wenn eine noch so kleine Pause war, habe ich mich hingelegt und geschlafen. Geistige Arbeit ist ebenso anstrengend und fordernd wie körperliche Arbeit. 

Folterkammer

Ein Zitat aus dem Buch:

“Zurück in der Dhamma Hall. Wie friedlich die Folterkammer aussieht. … Ich übertreibe erheblich, und dennoch: geradezu rührig der Versuch jedes Einzelnen, Zeit zu schinden, pedantisch das Kissen zurechtzuzupfen, den Bezug straffzuziehen, nochmals zu schütteln, Probe sitzen, wieder zu schütteln.”

Ich würde es vielleicht nicht als Folterkammer bezeichnen, aber es kommt schon einiges hoch in dieser Zeit. Außerdem unterziehe ich mich dieser „Folter“ ja freiwillig und ich würde das Wort Folter nur nutzen, wenn ich selbst keinen Einfluss darauf habe, ob ich hingehe oder nicht. Sicher wissen die meisten beim ersten Mal nicht wirklich, was auf die zukommt, aber das ist vielleicht auch besser so 😉, denn sonst würden viele es vielleicht gar kein erstes Mal machen und dann würde ihnen viel persönliches Wachstum entgehen. Allerdings muss man auch dafür bereit sein. Ich habe im Anschluss schon mit einigen gesprochen, die es kein zweites Mal machen wollten…

Ein weiteres Zitat von Andreas Altmann:

“Vipassana strengt an, konfrontiert. Draußen in der Welt kann man - und ich tat es, wie es jeder tut - den Schmerzen davonlaufen. … Hier in der Dhamma Hall kann man gar nichts. Nur lernen, dass man sein Leben annimmt, so wie es war.”

Fazit

Schon nach dem ersten Mal Vipassana habe ich bemerkt, wie sich mein Umgang mit den eigenen Problemen und auch mit anderen Menschen verändert hat. 

Ein Zitat, das mir beim erneuten Durchblättern auffiel, war eines von C.G.Jung:

“Kommt der Mensch in Ordnung, kommen die Dinge in Ordnung.”

Das kann ich auf jeden Fall so unterschreiben. Wieder geht es darum, bei dir selbst etwas zu verändern und nicht nur im Außen nach Schuldigen für deine (eigens kreierte) Realität zu suchen. Bist du mit dir im Reinen, wird sich auch deine Präsenz im Außen verändern. 

Ich würde sagen, dass der erste Vipassana-Kurs über Silvester 2009/2010 für mich der Beginn meiner (bewussten) Persönlichkeitsentwicklung war und ich seither viele kleine Erleuchtungen hatte. Auf die große, wie sie Buddha unter seinem Baum erlebt hat, warte ich allerdings noch 😉.

Wie schaut's aus? Bist du ein bisschen neugierig geworden? Dann lies das Buch* und schau dich mal auf der Website von Vipassana um… Wenn du Fragen hast, dann stell sie gern in den Kommentaren!

 
 
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Monatsrückblick Oktober 2021: einige erste Male

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