Verena Schmalz

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Warum du unbedingt mal allein auf Reisen gehen solltest

Für viele Menschen und vor allem Frauen ist das „Allein auf Reisen gehen“ unvorstellbar. Ich glaube aber, dass gerade das alleine Reisen eine große Bereicherung für viele Menschen wäre. 

Allerdings musst du schon bereit dafür sein, mit dir und deinen eigenen Gedanken alleine zu sein. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass alleine reisen aber nicht zwangsläufig heißt, dass man auch alleine ist. Ich bin sogar davon überzeugt, dass du eher neue Menschen triffst, wenn du alleine reist, als wenn du zu zweit unterwegs bist. 

#1 Schau, was dich bisher davon abhält

Welche Ausrede erzählst du dir gerade noch, warum es für DICH nicht möglich ist, mal alleine auf Reisen zu gehen? 

Schreib das mal auf … und schreib mal auf, wo du gern mal (alleine) hinfahren würdest, wenn einfach alles möglich ist und dir nichts passieren kann. 

Ich kann diese Erfahrung wirklich nur wärmstens empfehlen und du wirst anders heimkommen. Ich verspreche es dir!

Fazit:

Mach dich auf in ein neues Abenteuer. 

#2 Vertrauen in dich und die Welt da draußen

Vor allem in Städten wie Mexiko-City empfiehlt es sich, sich nicht noch wie ein Touri zu benehmen, wenn man schon wie ein Touri ausschaut. Was meine ich damit? 

Zum Beispiel habe ich mir nie meine Kamera um den Hals gehängt, sondern immer nur kurz herausgeholt, Foto gemacht und wieder verstaut. Auch in der U-Bahn habe ich immer versucht, mich so souverän und cool wie möglich in die Menschenmassen zu quetschen 😉. 

Mir ist auf Reisen noch nie etwas Schlimmes passiert - weder gesundheitlich noch wurde mir jemals etwas gestohlen. Ich weiß, dass ich da großes Glück hatte, aber ich versuche aber auch darauf zu vertrauen, dass mir niemand etwas Böses will.

Wenn du den ganzen Tag damit rechnest, dass dich wer ausraubt, dann wird es auch geschehen - denn du fokussierst dich so darauf und hast eine ganze andere Ausstrahlung, als wenn du versuchst so souverän wie möglich zu agieren, auch wenn du dich innerlich unsicher fühlst. 

Ich bin 2006 mit den Bussen durch die gefährlichen Armenviertel von Lima gefahren - sicher hab ich mir da teilweise fast in die Hose gemacht, aber ich habe immer versucht ruhig zu bleiben. Wir waren meist auch zu zweit und haben eben versucht, so wenig wie möglich aufzufallen, was aufgrund von unserer Hautfarbe natürlich nicht so einfach war 😉. 

Fazit:

Vertraue dir selbst und auch den anderen Menschen und dir wird nichts passieren!

#3 Neue Menschen kennenlernen

Auch wenn du alleine reist, bist du nie alleine. Wenn du zu zweit reist, dann lernst du meist weniger neue Menschen kennen, als alleine. 

Ich habe auf meinen Reisen Menschen kennengelernt, mit denen ich mich von der ersten Minute an verbunden gefühlt habe. Mit einigen von ihnen würde ich (nach kurzem Kennenlernen) eher länger in den Urlaub fahren als mit Menschen, die ich seit 20 Jahren kenne. 

Ich kann mich z.B. noch an meine Reise 2006 in Peru erinnern. Mein Couchsurfing Host meinte, dass Nina (aus Frankreich), die auch sein Gast ist, mich vom Busbahnhof abholen kommt, weil er nicht aus seinem Internetcafé wegkommt. Nina und ich haben uns gesehen und sofort gequatscht, als würden wir uns seit Jahren kennen. Das fasziniert mich immer wieder. Und dann gibt es wieder Menschen, mit denen man einfach so gar nicht kann… Auch Annie (aus Kanada) habe ich in diesem Monat in Peru getroffen. Wir folgen uns immer noch auf Facebook und kommentieren immer mal wieder unsere Aktivitäten und gratulieren zum Geburtstag.

Fazit:

Du wirst alleine auf jeden Fall mehr neue Menschen treffen, als wenn du zu zweit oder in einer Gruppe reist. 

#4 Situationen (ruhig) lösen

Ich erzähle euch mal eine Situation von mir:

Es war einmal ein verrückter Tag inmitten von Schweden… Seit diesem Tag im Sommer 2019 schmückt eine Karte mit dem Aufdruck „Glückskind“ die Innenseite meiner Fahrertür in meinem Caddy und eine Kreditkarte ist irgendwo im Auto „versteckt“ während längerer Reisen.

Mein 4-wöchiger Urlaub hätte an diesem speziellen Tag fast ein ziemlich abruptes Ende genommen, bevor er so wirklich begonnen hatte. Ich hatte den Abend mit Lin und ihrem Verlobten im Süden Schwedens in ihrem kleinen süßen Wochenendhäuschen verbracht und war nun auf dem Weg in den Norden, um genauer zu sein auf die Lofoten. Den gesamten Sommer hatte ich damit verbracht, mir ein Bett in meinem Caddy zu bauen und alles für diese langersehnte Reise vorzubereiten. Voller Vorfreude war ich einige Tage zuvor in Graz gestartet und konnte es kaum erwarten (nach 2015) wieder auf die Lofoten zu kommen. Über Stunden war ich inzwischen schon auf der Schnellstraße an der Ostküste Schwedens unterwegs und als der Tank sich langsam leerte, nahm ich die nächste Ausfahrt und fand schnell eine Tankstelle. Wie so oft im Norden war es eine, an der man ausschließlich mit Karte zahlen konnte. 

Aber wo war meine verflixte Bankkarte? Ich hatte inzwischen mein Auto gefühlte 3x auf den Kopf gestellt, aber nirgends war meine Geldbörse zu finden. Langsam wurde mir immer mulmiger im Bauch und ich sah meine Reiseroute schrumpfen, denn wenn jemand mir Geld überweisen müsste, dann dauert das ja sicher ewig und ich müsste in der Zeit hier vor Ort bleiben. Dafür, was gerade auf dem Spiel stand, war ich sehr ruhig. Ich kann dir sagen, dass ich vor einigen Jahren in derselben Situation noch völlig anders reagiert hätte. Ich wäre wahrscheinlich ausgetickt, hätte lange gebraucht mich zu beruhigen und eine Strategie zu finden. 

Seit ich Vipassana kennengelernt habe, hat sich das verändert. Ich kann seither viel besser entscheiden, wann es vielleicht nicht nötig oder besser hilfreich ist, gleich auszurasten. 

Was waren also die nächsten Schritte? In erster Linie hieß es mal ruhig bleiben und einen Plan machen. Zum Glück ahnte ich schnell, wo ich meine Geldbörse am Tag zuvor liegengelassen hatte. Ich muss dazu sagen, dass ich zu diesem Zeitpunkt noch kein Smartphone hatte. Ich konnte also nicht schnell den Mc Donalds in Norrköping heraussuchen und anrufen. Also rief ich als Erstes meine Schwester an, erzählte ihr von meinem Dilemma und bat sie, die Nummer bei Google Maps rauszusuchen. Sie schickte mir eine Nummer und wünschte mir Glück. Ich rief an und bekam leider eine Absage - „Nein, leider wurde bei uns nichts abgegeben.“ - Oh shit, was soll ich machen - ich stehe gerade in einem fremden Land, ohne einen Cent und ohne irgendeine Möglichkeit mich auszuweisen. In diesem Moment schickt mir meine Schwester eine SMS und meinte, es gäbe 3 Mc Donalds in der Gegend. Ok, die Chancen stiegen wieder ein bisschen an. Zweiter Anruf - „Ja, es wurde abgegeben.“ - Yippie, was bin ich nur für ein Glückspilz.

Als Nächstes rief ich meine Freundin Lin an und fragte sie, was ich jetzt machen soll. Der Ort lag ca. 400 km weiter im Süden und ohne Diesel im Tank komm ich da nicht wieder hin. Abholen von ihrer Seite war auch nicht wirklich eine Option, aber natürlich nicht unmöglich. Ich ging zur Tankstelle gegenüber und drückte mein Telefon der Dame hinter der Theke in die Hand, in der Hoffnung, dass Lin ihr alles besser erklären könnte als ich in meiner Aufregung. Die Dame übergab wenig später aus Mangel an Zeit mein Telefon einem älteren Herrn um die 60, der offensichtlich schon viele Stunden seines Lebens im Café dieser Tankstelle verbracht hatte. Ich stand daneben, war total aufgeregt und wackelte von einem Fuß auf den anderen. Lin hatte die rettende Idee: Sie überwies der Tochter des Herrn Geld auf ihr Konto (in Schweden ging das innerhalb von ein paar Minuten), die Tochter bestätigte ihm kurz darauf die Ankunft und er füllte mir meinen Tank für 50 Euro. Ich gab meiner Schwester die Entwarnung und machte mich erneut auf in den Süden. 

Zum Glück liebe ich das Autofahren und einige Stunden später stand ich wieder vor Lin’s Sommerhaus, dass ich am Morgen nach dem Frühstück verlassen hatte, nicht wissend, dass ich so schnell wieder hier sein würde. Ich stieg aus dem Auto und meinte zu Lin: „Offensichtlich sollen wir unsere Flasche Wein von gestern noch zu Ende trinken.“ - Sie meinte: „Es ist so schön, dich so schnell wiederzusehen.“ Sie hatten gegrillt und es wurde ein weiterer wunderbarer Abend mit tollen Gesprächen in einem süßen kleinen Wochenendhaus irgendwo im Nirgendwo.

Wow, was war das für ein verrückter Tag. Einige Tage später habe ich auf Facebook einen Post geschrieben mit dem Titel: „Warum ich nie wieder über das Smartphone schimpfen werde.“ Es hat allerdings noch ein halbes Jahr und Corona gebraucht, bis ich mir selbst ein Smartphone gekauft habe. 

Falls du dich fragst, wer diese Lin ist: Lin hatte ich 10 Jahre zuvor ein Wochenende bei mir in Graz, nachdem ihre Mutter (sie war Österreicherin) verstorben war und sie nun mit ihrer Familie zu ihren Wurzeln zurückkehrte, um einen Teil der Asche auf dem Grazer Schloßberg zu verstreuen. Das ist zwar verboten, aber sie haben es meines Wissens trotzdem durchgezogen. Ich kann mich noch genau daran erinnern, als ich Lin’s Anfrage über Couchsurfing zum ersten Mal las. Unsicher, wie dieses Wochenende (nach dem Tod ihrer Mutter) verlaufen würde, sagte ich ihr zu und ich bin sehr froh, dass ich damals meinem Gefühl gefolgt bin. Wir hatten wunderbare Gespräche über Gott und die Welt und haben uns all die Jahre gegenseitig auf Facebook weiter verfolgt. 

„Glück hat, wer ans Glück glaubt.“

Fazit:

Die beste Devise ist immer ruhig bleiben und Vertrauen zu haben! In Stress und Hektik findest du sicher nicht so leicht Lösungen 😉 und schon gar nicht, wenn du alleine im Nirgendwo steht. 

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