Meine Tipps für Therapeutinnen zum Thema Finanzen und Steuern sparen

Alles, was mit Zahlen zu tun hat, scheint ein rotes Tuch für uns Therapeut:innen zu sein. Wir können gut mit Menschen, leisten eine wunderbare Arbeit und wollen uns am liebsten nicht mit Zahlen, Geld und Rechnungen beschäftigen.

Ich kann ein Lied davon singen, denn bis vor einigen Jahren wollte ich mich auch nicht damit auseinandersetzen. Die Folge war Frust, denn ich habe den ganzen Tag gearbeitet, hatte aber das Gefühl, dass sich die ganze Arbeit nicht auf meinem Konto widerspiegelt.

Eine Freundin hatte eine super Idee – dazu erzähl ich dir später mehr…

Finanzen im Blick haben

Heute weiß ich, dass es wichtig ist, die eigenen Zahlen im Blick zu haben. Hätte ich nicht angefangen mich damit auseinanderzusetzen, wäre ich heute nicht zu 100 % selbstständig.

Denn um auf alle Möglichkeiten vorbereitet zu sein, Fortbildungen zu planen, Praxismaterial zu kaufen usw. muss ich wissen, wie viel Geld am Firmenkonto ist.

👉 Ein Tipp von mir: trenne unbedingt dein privates und dein Firmenkonto – das ist der erste Schritt für mehr Klarheit und Übersichtlichkeit.

Ich habe inzwischen einen Businessplan und eine Einnahmen-Ausgaben-Liste, die ich regelmäßig aktualisiere und somit sehe, wie es um meine Finanzen bestellt ist. Dann kann ich mich am Jahresende fragen: Macht es wirklich Sinn, die eine Fortbildung schon im Voraus zu zahlen oder sollte ich lieber schauen, dass noch so viele Zahlungen wie möglich aufs Konto kommen.

👉 Noch ein Tipp von mir: lege von Anfang an 50 % deiner Einnahmen auf ein Extra-Steuerkonto. So bist du auf der sicheren Seite und wirst nie wieder von Nachzahlungen jeglicher Art überrascht werden.

Monatsübersicht für die eigene Psyche

Ich habe in der Einleitung gesagt, dass für mich Zahlen immer ein Horror waren. Ich war nie gut in Mathe und habe bei meinen Finanzen immer wieder die „Vogel Strauß Methode“ angewendet 😉 Kopf in den Sand stecken – dann seh ich die Wahrheit nicht. Das ist im Bereich der Selbstständigkeit aber keine hilfreiche Methode – zumindest nicht auf Dauer.

Also habe ich angefangen mich mit den Zahlen und meinen Finanzen zu beschäftigen, auch wenn es anfangs kein angenehmes Thema für mich war.

Eine gute Freundin hatte einen wunderbaren Tipp. Ich habe immer gejammert, dass mein Kontostand nicht herzeigt, was ich jeden Monat leiste und sie meinte zu mir: warum machst du dir nicht eine Liste. Man muss dazu sagen, dass Anna Controllerin ist und sie liebt Listen 😉. Das habe ich dann gemacht und war sehr positiv überrascht. Das hat mir schon sehr geholfen. Ich habe anhand der Liste gesehen, was ich in dem Monat verdient und geleistet habe und wusste, es wird irgendwann auch auf meinem Konto sein.

👉 Also mein nächster Tipp: Leg dir eine klassische Excel-Liste an: eine Spalte mit all deinen Patienten und 12 Spalten (Januar-Dezember) und trägst du am Monatsende alle Therapieeinheiten ein. Ich vermerke in der Liste unten (nur für mich) z. B. auch die Menge der Absagen, freie Tage, Feiertage, Urlaub und Krankheit.

Die „böse“ Sozialversicherung

Auch eine Sache, die ich oft höre.

  • „Die ziehen uns nur das Geld aus der Tasche.“

  • „Dann arbeite ich lieber weniger und muss dem Staat nichts abliefern.“

Für mich ist die SVS meine Versicherung als Selbstständige und ich versuche das Positive zu sehen: Es gibt z.B. den Gesundheitshunderter (Prävention, etwas, dass ich bei der ÖGK als Angestellte nicht hatte – persönlich aber sehr wichtig finde) oder die Möglichkeit den Selbstbehalt zu reduzieren (macht nicht die Welt aus, aber ich kann selbst aktiv werden, wenn ich Geld sparen möchte).

Ich habe in den letzten Jahren gelernt, größer zu denken und zu träumen. Und wenn ich mehr verdiene, ist für mich klar, dass ich auch dementsprechend mehr Steuern zahlen muss. Darüber kann ich mich jetzt 365 Tage des Jahres ärgern oder ich akzeptiere es und mach das Beste draus. (Ein Tipp dazu noch später)

👉 Einen wichtigen Punkt solltest du nie aus den Augen verlieren. Wenn du nie Steuern zahlst und damit z. B. deine Altersvorsorge nicht bedienst, dann wirst du im Alter auch nicht viel haben. Bei Frauen kommen noch die Karenzzeiten dazu und schon schaut es im Alter nicht mehr so rosig aus.

Du kannst dich auf deinen Mann oder Partner verlassen, aber ich denke, es ist wichtig, dass wir Frauen die Dinge selbst in die Hand nehmen und auch die Zukunft im Blick haben.

75 % der Frauen leben in Altersarmut – wenn du nicht eine davon sein willst, werde aktiv und schau dir HEUTE deine Zahlen an. Natascha (von Madame Moneypenny) hat einen Blog mit dem Thema Finanzen und wie Frauen das selbst in die Hand nehmen können.  

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Was sind (vor allem am Jahresende) gute Investitionen? Und was fällt unter unnötige Anschaffungen?

Oft höre ich, wie Leute am Jahresende überlegen, was sie noch alles für ihre Arbeit und Praxis kaufen könnten, um den Gewinn zu drücken und somit Steuern zu sparen.

Ich habe das jahrelang auch nicht so recht verstanden: Was ist sinnvoll noch zu kaufen und was macht keinen Sinn?

Ich stelle mir inzwischen immer die Frage: brauche ich diese Sache wirklich, um in meiner Arbeit voranzukommen und meine Praxis zu verbessern, oder kauf ich es nur, weil ich (vermeintlich) Steuern sparen will und brauche es nicht wirklich? Denn man bekommt ja nie den gesamten Betrag der Ausgaben von der Steuer retour – also ist es am Ende eher ein Verlustgeschäft, vor allem wenn du es eigentlich gar nicht wirklich brauchst.

👍 Sinnvolle Zahlungen sind für mich z. B. Fortbildungen, die ich sowieso im nächsten Jahr machen werde oder die Sozialversicherung vorauszahlen. (Infos dazu im nächsten Punkt)

👎 Unsinnige Zahlungen sind mir ein Auto zu leasen, weil ich nächstes Jahr vielleicht einen Hausbesuch mache. Ich übertreibe, aber ich denke, du weißt, worauf ich hinauswill.

Vorauszahlung an die Sozialversicherung (SVS) am Jahresende, um Steuern zu senken

👉 Ein wichtiger Tipp noch am Ende, denn das wissen viele Therapeutinnen gar nicht. Die Sozialversicherung gehört in die Kategorie der Ausgaben (so wie das Klopapier für die Praxis 😉) und wird somit vor der Steuer berechnet. Dementsprechend kann eine Vorauszahlung die Steuern für das Jahr mindern.

Wenn du deine Finanzen gut im Blick hast und weißt, wie viel Umsatz du im laufenden Jahr gemacht hast, kannst du vorher abschätzen, wie viel du der SVS zahlen musst. Die Orientierungshilfe ist 28 % von der Summe deiner Einkünfte (Einnahmen minus Ausgaben aller Art für die Praxis und dich als Therapeutin).

Wenn du immer die Hälfte auf ein Steuerkonto zur Seite gelegt hast, ist es also kein Problem, diesen Betrag noch im alten Jahr vorauszuzahlen.

Der positive Effekt ist, dass diese Vorauszahlung deine Steuer ans Finanzamt mindert und du so hunderte Euro sparen kannst.

👉 Wichtig: nur angemessene Beträge vorauszahlen und nicht das Geld bei der SVS bunkern und im nächsten Jahr zurückholen. Wenn du das machst, lässt die nächste Steuerprüfung nicht lange auf sich warten und dann wird dieser Betrag nachbesteuert.

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So, ich hoffe, ich konnte dir, eine paar Anregungen geben.

Ich freu mich auf deine Fragen und Kommentare!

 
 
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Monatsrückblick September 2021: Fokus finden und halten

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