Einsam muss nicht sein: Meine Tipps gegen Einsamkeit

 

Einsamkeit

manchmal heilsam

aber nicht immer

wenn du jemanden brauchst

Beziehungen


Viele Menschen können heutzutage nicht mehr mit sich allein sein. Und das ist ein Problem. Menschen springen z.B. von einer Beziehung in die nächste und das nur, weil sie nicht allein sein wollen. Sie hängen ihr Glück und Wohlbefinden also immer an eine andere Person. 

Ich schreibe diesen Artikel im Rahmen der Blogparade von Claudia, weil ich das Thema sehr spannend finde.


Einsamkeit vs. Alleinsein

Einsamkeit

Einsamkeit bedeutet für mich, dass ich z.B. in einem Haus im Nirgendwo lebe, kein Auto habe und kaum wer vorbeikommt, um mich zu besuchen. Ich hätte also niemanden, mit dem ich wirklich reden kann, wenn es mir z.B. mal nicht so gut geht. Außerdem habe ich auch keine Kraft mehr, mich um Begegnungen zu bemühen und aktiv auf Menschen zuzugehen. Das ist für mich das Bild von Einsamkeit.

Alleinsein

Alleinsein ist für mich eine bewusste Entscheidung und wie oben schon gesagt, eine Kunst, die viele nicht mehr zu beherrschen scheinen. Gut, ich kann auch das Haus im Nirgendwo bewusst wählen, aber meist sind es die Umstände, die einen Menschen einsam machen. Zum Beispiel, wenn man keinen Kontakt mehr zur Ursprungsfamilie hat oder haben möchte. 

Das nicht-mehr-allein-sein-können ist ein Grundproblem unserer Gesellschaft, weil viele sich und ihre eigenen Bedürfnisse gar nicht mehr spüren wollen und können. Sie haben unbewusst Angst vor den Dingen, die hochkommen würden, wenn sie mal allein nur mit sich wären. 

Ständig lenken wir uns mit allem im Außen ab - Handy, Fernseher, Netflix, … entfernen uns immer weiter von uns und unseren körperlichen Bedürfnissen. 

Vipassana

Vipassana - das bedeutet 10 Tage schweigen, einfach sein und meditieren ohne große Ablenkungen. Für mich war das im Jahr 2010 der Start in meine eigene Persönlichkeitsentwicklung. Ich rede sehr gern und führe auch gern tiefgehende Gespräche. Und so war die Vorstellung 10 Tage nicht zu sprechen anfangs eine Horrorvorstellung für mich. Aber glaub mir, letztendlich war das mein geringstes Problem ;-).

Man gibt zu Beginn das Handy und alle Geräte ab, hat kein Buch oder Journal, um etwas aufzuschreiben. Du bist also nur mit dir allein und folgst den Anweisungen der Mediation/ Lehrer:innen. Keine Therapien und Körperbehandlungen haben für mich das tun können, was (mehrere Male) 10 Tage Schweigen mit mir getan haben.  

Vor meinem 4. Mal Vipassana schwirrte mir ständig ein Thema im Kopf herum. Wenn ich die ganze Zeit hätte darüber reden und schreiben können, dann wäre aus einer Mücke ein Elefanten-Thema geworden. So war es nach den 10 Tagen nicht mal mehr eine Mücke und ich habe mir nur gedacht, warum habe ich überhaupt Energie und Zeit verschwendet über dieses Thema nachzudenken. Zu dieser Erkenntnis wäre ich aber nie gekommen, wenn ich nicht 10 Tage da mit mir allein gesessen hätte. Oft macht ja auch erst das Gespräch mit anderen Dinge zu Problemen. Das hat dann aber meist mehr mit unserem Gegenüber und dessen Ängsten und Erfahrungen zu tun, als mit uns selbst. 

Gewisse Dinge erlebt man einfach nur in der Einsamkeit bzw. wenn man allein ist. 


Warum interessiert dich das Thema Einsamkeit?

Ich liebe es allein zu sein und empfinde mich manchmal sogar bisschen wie ein kleines Alien, weil ich ebenso gern mit mir allein bin.

Ich finde es auch schön neue Menschen kennenlernen, aber ich entscheide, wann ich in Gesellschaft sein möchte und wann eben nicht. In meinem Human Design zeigt sich genau das. Ich bin ein 2/4er-Profil. Die Zahl 2 - also mein Geist braucht das Alleinsein, um Dinge zu verarbeiten. Die Zahl 4 - also mein Körper braucht die Gemeinschaft und andere Menschen, um zufrieden zu sein. Das ist voll der Widerspruch und auch immer mal wieder schwierig, eine gesunde Balance zu halten. 

Human Design war hier wieder eine krasse Bestätigung für mich. Denn ich habe es schon immer so gemacht, aber dachte manchmal, dass das vielleicht nicht normal ist. Inzwischen weiß ich, dass nichts falsch ist an mir und dass es einfach mein Weg.


Hast du dich schon einmal einsam gefühlt? Wenn ja, in welcher Situation war das?

Definitiv ja, aber ich glaube, dass das Zeiten waren, die ich heute nicht mehr bewusst aufrufen kann, weil sie schon zu lange zurückliegen. Mit dem Wissen, dass es eine Art Schutzmechanismus von unserem Körper ist, wenn wir nur wenige Bilder und Vorstellungen von unserer Kindheit haben. Da darf noch viel geheilt werden. 

Nachdem ich es mir heute bewusst aussuche, also eine bewusste Entscheidung treffe, ist, würde ich mich heute nicht mehr als einsam bezeichnen, sondern es ist ein bewusstes Alleinsein. 

Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mich als Kind sehr oft einsam gefühlt habe und ja und das sind auch noch Dinge, wenn ich da jetzt weiter reden würde, dann würde es emotional werden. Und ich spüre, dass da auch noch viel Potenzial für Heilung ist. In letzter Zeit bin ich sehr viel liebevoller mit mir geworden und weiß, dass das eben für alles den richtigen Zeitpunkt gibt. Aber jetzt gerade es ist voll okay wie jetzt ist und muss noch nicht auf alles eine Antwort gefunden haben.


Welche Tipps kannst du gegen das Gefühl der Einsamkeit geben?

  • Mach Dinge bewusst alleine.

  • Sei dir selbst die beste Freundin bzw. der beste Freund. 

  • Fahr mal alleine in den Urlaub.

  • Alleine spazieren gehen. 

  • Alleine Neues ausprobieren. 

Ich lebe seit März 2023 in Norwegen auf den Lofoten und hier im Norden leben weniger Menschen als im Süden. Vor einigen Jahren hätte ich mir das noch nicht vorstellen können, aber jetzt ist es genau das Richtige für mich. Ich habe eine kleine Wohnung, in der ich wohne. Ich bin auch alleine ausgewandert, denn ich habe keine Kinder und zurzeit auch keine Partnerin.  

Als einsam würde ich mich nicht bezeichnen, weil ich jederzeit Dinge alleine machen kann, wie z.B. ins Kino gehen. Und wenn ich Gesellschaft möchte, dann finde ich auch Wege andere kennenzulernen. Letztes Wochenende war ich z. B. im Yogaststudio in der Nähe bei einem Yogawochenende. Ich bin alleine hingegangen und habe neue Menschen kennengelernt. 

Natürlich sind manche Dinge lustiger zu zweit, aber ich würde bei den meisten Veranstaltungen einfach alleine hingehen. Vor allem mit dem Wissen, dass man allein eigentlich mehr Menschen oder schneller Menschen kennenlernt als, wenn man zu zweit irgendwo hingeht.

Das ist auch ein Grund, warum ich zum Beispiel immer alleine auf Reisen gehe. Im Rahmen einer anderen Blogparade habe ich einen Blogartikel aktualisiert. Es war sehr schön, mich zurückzuerinnern an die wunderbaren Begegnungen.

Viele Menschen sind noch nie in ihrem Leben alleine irgendwo hingefahren, weder ein Wochenende, geschweige denn Wochen oder Monate. Das ist was, das ich jedem nur empfehlen kann, denn es erweitert den eigenen Horizont und was wir für möglich halten. 

Mein Tipp #1: Mach die Dinge ganz bewusst alleine und mache es nicht von anderen Menschen abhängig, wohin du gehst, wohin du fährst, was du machst und was du Neues ausprobierst.

Sei dir selbst deine beste Freundin bzw. dein bester Freund. Denn ich glaube, dass man bessere Beziehungen führt, wenn man mit sich selber gut alleine sein kann und mit sich selbst im Reinen ist. 


Was hat bei dir nicht gut gegen Einsamkeit geholfen?

Ich glaube nicht, dass es hilfreich ist sich selber zu bemitleiden. Denn dann gibst du dem Mangel und der Negativität viel zu viel Kraft und es geht ja eher darum, alte Muster zu durchbrechen und eben nicht sich zum Opfer der Situation zu machen.

Du selbst gestaltest dein Leben und deine Situation. Wenn du die Einsamkeit bzw. das Alleinsein als Belastung empfindest, dann hol dir bitte Unterstützung. Ich persönlich mag Somatic Experiencing als eine Traumatherapiemethode sehr. 

Bitte schaff dir kein Haustier an, nur um nicht alleine zu sein. Als Begleiter im Alltag ist es in Ordnung, aber für viele scheint es oft ein “Ersatz” für fehlende Menschen und das empfinde ich auf Dauer als ungesund. Noch schlimmer ist, wenn Menschen Kinder bekommen, damit du nicht mehr alleine sind. 


Wer ist deiner Meinung nach sehr gut mit seiner Einsamkeit umgegangen und warum empfindest du so?

Da kommt mir Nelson Mandela in den Kopf, weil der hat ja glaube ich 26 oder sogar 28 Jahre mehr oder weniger allein mit sich selber in einer Gefängniszelle gesessen und ist danach noch Ministerpräsident Südafrikas geworden, hat den Umgang mit Rassismus verändert und ist nicht daran zerbrochen so lange allein zu sein. Und das, obwohl er im Gefängnis sitzen musste, für etwas, wofür man nicht im Gefängnis hätte sein müssen.

Das ist ein krasses Beispiel dafür, wie welche Kraft man aus so einer Situation schöpfen kann. Das erfordert sicher ein gewisses Grundvertrauen in die Menschheit und viele andere wären an so einem Erlebnis zerbrochen. 



Welche Rolle spielt ggf. unsere Technik beim Thema Einsamkeit?

Ich persönlich würde nicht die Technik oder die Digitalisierung vorschieben, weil ich glaube, dass es eine ganz persönliche Entscheidung ist, ob man mitmacht oder eben nicht. 

Ich persönlich hatte z.B bis Ostern 2020 kein Smartphone, obwohl das schon seit fast 10 Jahren für die Mehrheit der Menschen ganz normal war. Zu diesem Zeitpunkt war es dann meine eigene persönliche Entscheidung mir ein Smartphone zu kaufen. Vorher wäre es immer nur der Druck von außen gewesen. 

Die Digitalisierung hat aber sicher dazu beigetragen, dass Menschen, die sowieso schon alleine und einsam sind, noch einsamer werden. Denn im Fernsehen und auf Netflix kann man sich in eine Fantasiewelt flüchten und die Zeit totschlagen. Wie aber oben schon erwähnt, ist es trotzdem eine persönliche Entscheidung, diese Dinge zu nutzen bzw. Gewohnheiten zu verändern und Dingen eine andere Priorität zu geben.


Wer könnte beim Überwinden von Einsamkeit helfen und wie?

Viele würden wahrscheinlich sagen: Kauf dir ein Haustier! Dem würde ich nur bedingt zustimmen, weil das wieder nur kompensieren würde. Viele nehmen ein Tier dann als Ersatz und, damit sie wenigstens ein Lebewesen haben, um das sie sich kümmern können. Das kann bis einem gewissen Grad hilfreich sein es, wird aber nicht die Ursache der Einsamkeit, die meiner Meinung nach meist in der Kindheit liegt, dauerhaft heilen. 

Da darf man sich eher fragen: 

  • Warum kann ich mich nicht dauerhaft auf jemand anderen einlassen?

  • Warum tue ich mich so schwer mit der Anwesenheit anderer Menschen? 

  • Warum kann ich keine Nähe zulassen?

  • Glaube ich, dass ich keine Liebe verdient habe? 

Wenn es doch nur so einfach wäre …

Ich selbst finde Somatic Experiencing (nach Peter Levine) sehr gut. Da werden Körper, Geist und Seele zusammengebracht. Oder such dir jemanden, der oder die sich mit Trauma und vor allem generationsübergreifenden Traumata auskennt. Viele Dinge “schleppen” wir ja schon seit Generationen mit uns herum.

Ich selbst habe keine Haustiere und auch keine Kinder, weil ich meine Unabhängigkeit und Freiheit und das Alleinsein liebe. Für mich bedeutet es eher Einschränkungen, denn ich könnte nicht mehr jederzeit tun und lassen, was ich möchte. Meine Aufgabe in diesem Leben ist es, mich auf andere und Beziehungen einzulassen. Das ist mir bewusst und findet sich auch in meiner Mondknotenachse (Widder-Waage) wider. 


Welche Ideen und Impulse möchtest du anderen Menschen gerne zu diesem Thema mitgeben?

“Was ich am wenigsten mag, brauche ich am meisten.”

Das ist ein Satz, den ich sehr oft zu meinen Eltern sage. Und ich sage dann auch immer, dass das für alles in unserem Leben gilt. Denn hier liegt immer das größte Heilungspotenzial. Lässt ein Baby sich z.B. nach einer Saugglockengeburt nicht am Kopf berühren, dann darf ich diesen Bereich einfühlsam sensibilisieren. Wenn ein Kind nicht schlafen kann, weil es die Nabelschnur um den Hals hatte und keinen Schal erträgt, dann darf ich diesen Bereich einfühlsam mit neuen, positiven Ereignissen belegen. Ich habe damit bei den Kindern jedenfalls sehr gute Erfahrungen gemacht. 

Wenn ich möchte, dass sich etwas ändert, dann muss ich auch mein Tun und meine Einstellung den Dingen gegenüber verändern. Sonst wird sich nichts verändern. 

Bist du z.B. einer dieser Menschen, der oder die nie wirklich alleine sein kann, dann starte einfach mit fünf Minuten und steigere dich immer weiter. Viele versuchen immer gleich von einem Extrem ins nächste zu verfallen und wundern sich dann, warum sie scheitern.

Liebe das Leben und liebe dich so wie du bist.


Was magst du so überhaupt nicht? 

Schreib es mir gern in den Kommentaren …

 
 
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„Hauptsache zufrieden!?”